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Wie jedes Jahr brach auch in diesem Sommer das Haus Sonnenhang mit zwei Pädagog*innen zur gemeinsamen Ferienfreizeit auf. Dieses Mal standen jedoch besondere Herausforderungen an: Schon vor der Abfahrt war klar, dass nach dem Urlaub zwei Klientinnen die Wohngruppe verlassen würden. Diese bevorstehenden Veränderungen legten spürbar eine gewisse Wehmut in die Luft.

Wie häufig vor einer großen Reise spitzten sich die Emotionen kurz vor der Abfahrt zu. Die Stimmung war angespannt – für alle eine Geduldsprobe. Umso bemerkenswerter ist es, wie die Jugendlichen damit umgingen: Trotz aller Umstände und Unsicherheiten hielten sie den Ball hoch, blieben größtenteils gelassen und vermieden es, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. So konnten auch die letzten Unstimmigkeiten noch vor der Abfahrt geklärt werden, und schließlich stiegen alle – mal mehr, mal weniger motiviert – in die Bullis für die lange Fahrt nach Usedom.

Ankunft mit Überraschungseffekt
Nach einer langen Fahrt erreichte die Gruppe den Campingplatz – und wurde gleich mit der ersten Hürde konfrontiert: Die Unterkunft war, freundlich formuliert, wenig komfortabel. Der erste Schock saß tief, Tränen flossen, und der Wunsch, sofort wieder abzureisen, war groß. Spinnen, Krabbeltiere und Mücken machten den Einstieg nicht leichter und entwickelten sich im Laufe der Woche noch zu einer echten Herausforderung.

Dennoch nutzte die Gruppe den ersten Tag, um das Gelände und die Umgebung zu erkunden. Da die Wetterprognose für die Woche Schlechtes ahnen ließ, ging es gleich an den Strand – ein Ort, von dem die Jugendlichen noch heute begeistert berichten.

Erlebnisse zwischen Regen und Sonnenschein
Die Tage waren abwechslungsreich gefüllt: Bei gutem Wetter stand der Strand auf dem Programm, bei Regen wurden das Schwimmbad, das Kino, die Schmetterlingsfarm und der Kletterwald besucht. Besonders wertvoll waren die gemeinsamen Abende: Ohne Fernseher und große Medienauswahl entstand ein ungeplanter, aber intensiver gemeinsamer „Sit-in“-Charakter. Gesellschaftsspiele erlebten ein Revival, Schach wurde „neu“ entdeckt, und zwischendurch gab es als Kontrast gemeinsames Zocken kleiner Breakout-Spiele am Handy.

Kleine Momente mit großer Wirkung
Ein besonderes Highlight gegen Ende der Freizeit war der Dönermann an der Ecke. Manchmal sind es eben die kleinen Dinge, die in Erinnerung bleiben und das Gemeinschaftsgefühl stärken.

Warum solche Freizeiten wichtig sind
Gerade in einer Wohngruppe, in der sich niemand bewusst ausgesucht hat, mit wem er oder sie zusammenlebt, ist eine Ferienfreizeit ein wertvoller Lern- und Erfahrungsraum. Abseits des gewohnten Umfelds treten Alltagsrollen oft in den Hintergrund, und neue Seiten aneinander werden sichtbar. Jugendliche lernen, sich auf ungewohnte Situationen einzustellen, Frust auszuhalten und gemeinsam Lösungen zu finden.

Für viele ist es eine Chance, Selbstwirksamkeit zu erleben: zu merken, dass sie Schwierigkeiten meistern können, dass ihre Stimme in der Gruppe zählt und dass gemeinsames Handeln oft mehr bringt als Einzelkämpfertum. Auch soziale Kompetenzen wie Rücksichtnahme, Empathie und Konfliktfähigkeit werden in solchen intensiven Zeiten ganz automatisch trainiert – oft nachhaltiger als in pädagogischen Settings, die nur ein oder zwei Stunden dauern.

Fazit
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen hat die Gruppe die Situation angenommen und das Beste daraus gemacht. Jede und jeder Einzelne trug dazu bei, dass aus einer anfangs herausfordernden Freizeit eine besondere Erinnerung entstand, die noch lange nachwirken wird – und darauf sind wir stolz.

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