Warum wir als Träger für Hilfen zur Erziehung diesen Ansatz als wertvoll und gewinnbringend für viele Kinder und Jugendliche erachten.

Nachgewiesen sind verschiedene Wirksamkeiten in der Mensch – Tier – Beziehung: Tiere beeinflussen das Gesundheitsverhalten der Menschen (vgl. u.a. Mars Petcare, 2012), indem sie z.B. zu mehr Bewegung auffordern, physiologisch positiv beeinflusst wird durch den Umgang mit Tieren das Herz-Kreislaufsystem des Menschen (ebd.), auch die Ausschüttung bestimmter Hormone (z.B. Oxytocin) wird erhöht und führt daher zu einer positiven Beeinflussung des menschlichen Körpers.

Psychische Wirkungen beschreibt Prothmann bereits 2007 in ihrem Buch „Tiergestützte Kinderpsychotherapie“: Stabilisierung der Befindlichkeit, Förderung des positiven Selbstbildes, Selbstbewusstsein, Förderung der Eigenkontrolle und der Selbstsicherheit, Stressreduktion, soziale Integration, antidepressive Wirkung. Positive Wirkung hat der Umgang mit Tieren darüber hinaus auf die Ausbildung und Aktivität der Spiegelneuronen, die „… es dem Individuum erlauben, die Aktionen anderer zu simulieren und dadurch fremde Absichten nachzuvollziehen.“ (Gaschler in Vernooij/Schneider, 2008, 12).

Der gezielte und geplante, ein Ziel verfolgende Einsatz von Tieren in der Pädagogik und Therapie kann zu verschiedenen Veränderungen führen, die z.B. die körperliche (z.B. Hippotherapie, also Physiotherapie auf/mit dem Pferd), kognitive (z.B. Leseförderung mit dem Hund) und emotionale Funktionen wiederherstellt. Angst und Anspannung wird abgebaut, Handlungsplanung wird trainiert, Integration und Kommunikation werden erprobt und erweitert. Selbstwert und Selbstwirksamkeit werden aufgebaut. Tiere wirken motivierend, besonders für Kinder und Jugendliche. Sie dienen als „Brückenbauer“ zwischenmenschlicher Beziehung und als soziale Katalysatoren. (vgl. Strunz, Hrsg. 2013, 180ff).

Zahlreiche Studien belegen eine positive Auswirkung der Arbeit mit Tieren auf die soziale Interaktion der Menschen. Tiere regen zu Kommunikation an und lehren nonverbale Kommunikation. Sie vermitteln soziale Interaktion als notwendige und sinnstiftende Fähigkeit und Aktivität in Gesellschaft. Soziale Kontakte entstehen über und mit Tieren „selbstverständlicher“, Gespräche die durch die Anwesenheit der Tiere ausgelöst werden sind zwanglos und geschehen, auch mit fremden Personen einfacher.

Im Besonderen eigenen sich Tiere in der Bindungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen auch durch ihre „Unvoreingenommenheit“ mit der sie (bei entsprechender Ausbildung und Befähigung) jedem Menschen begegnen. Tiere vermitteln ein „Angenommen sein“, eine „Bedingungslosigkeit“, eine „Klarheit“ und eine „Zuwendung“, wie es selbst pädagogische oder therapeutische Fachkräfte schwer vermögen.

Warum haben unsere tiergestützten Projekte mehr als ein Tier und oft unterschiedliche Tierarten?

Ein einzelnes Tier könnte erkranken, womit die Arbeit zum Erliegen käme. Auch bedarf es eines tiergerechten und schonenden Einsatzes der Tiere. Daher ist es in der pädagogischen Arbeit mit Tieren mindestens ein weiteres Tier vorzuhalten.

Tiere haben artspezifische Eigenheiten – neben den individuellen Charakteren – die es bei der Erforschung der Mensch – Tier – Beziehung zu beachten gibt. Rinder und Schweine werden allgemein als „Nutztiere“ bezeichnet, während die Gruppe der „Haustiere“ der Hund, die Katze oder der Hamster angehören. Darüber hinaus klassifiziert der Mensch z.B. die Insekten als „Nützlinge“ oder die Reptilien als „Exoten“. Die Gruppen werden durch Eigenschaften der Tierarten gebildet, die vergleichbar sind. Oft spielt hierbei der „Nutzen“ (oder doch das Wirken?) der Tierart für (oder auf?) den Menschen die entscheidende Rolle.

Daraus resultiert, dass der gezielte Einsatz von Tieren in der Pädagogik und Therapie Voraussetzungen unterliegt:

Die MitarbeiterInnen müssen sich nicht nur in einem hohen Maß der von Ihnen zu tragenden Verantwortung gegenüber ihren Klienten/SchülerInnen/etc. und den eingesetzten Tieren bewusst sein. Sie benötigen auch viel fachliche und praktische Erfahrung und eine fundierte Weiterbildung, sowie wissenschaftlicher Erkenntnisse über ihr Handeln mit den Tieren und den Klienten.

Auch ist es erforderlich, nicht nur ein Tier und eine Tierart für den Einsatz auszubilden, zu befähigen und „vorzuhalten“. Jedes Tier, jede Tierart charakterisiert eigene, individuelle und allgemein gültige Eigenschaften, Emotionen und Fähigkeiten. Diese gilt es mit jenen der Klienten abzuwägen und dann gezielt einzusetzen. Hunde eigenen sich nicht für das Reiten, Pferde hingegen spielen ungern Apportierspiele. Die arteigenen Charakteristika der Tierarten sind speziell den pädagogischen Anforderungen entsprechende einsetzbar.

Nach diesem Ansatz arbeiten wir seit mehreren Jahren mit beachtlichen und lesbaren Erfolgen.

Selbstverständlich haben unsere eingesetzten Tiere eine Wesensprüfung bestanden, werden regelmäßig tierärztlich betreut und versorgt und sind versichert. Alle Tiere werden als MitarbeiterInnen im Dienste der Förderung für unsere Kinder und Jugendlichen gesehen.