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Wie schon bereits einige Jahre davor, fand auch dieses Jahr wieder das gemeinsame Kartoffelbraten der Wohngruppen statt. Diesmal gepaart mit einer Schnitzeljagd.


Diese sauerländische Tradition werden die meisten Sauerländer von der Pieke auf kennen; kaum einer der hier aufgewachsen ist, kam um dieses traditionelle Gemeinschaftsevent herum. Was aber, wenn Menschen das ausrichten, die vielleicht gar nicht aus der Region kommen? Was, wenn Jugendliche daran teilnehmen, die das A nicht kennen, B keine Lust auf Kartoffeln haben und C schon mal gar kein Interesse haben, altersentsprechende Beschäftigungen gegen sowas wie eine Schnitzeljagd und Rumstehen am Feuer zu tauschen?


Das von dem lateinischen Wort traditio stammende Wort Tradition bedeutet „Übergabe, Auslieferung, Überlieferung“ und erfolgt üblicherweise von der einen auf die nächst jüngere Generation. Traditionen sollen ein Gefühl von Zugehörigkeit, Heimat und Vertrautheit schaffen- auch in einer sich permanent wandelnden Welt. Und wer könnte mehr davon profitieren als die Kinder und Jugendlichen, mit denen wir einen Großteil unsere Lebenszeit verbringen? Und was könnte passender sein, um Mitarbeitern ein Gefühl der Zugehörigkeit zu geben, als gelebte Tradition.


Und so kommen viele Dinge zusammen, die im Ursprung nichts mit dem traditionellen sauerländischen Kartoffelbaten zu tun haben und doch im Ergebnis genau das bewirken, was diese Tradition bewirken soll: Gemeinschaft und Zusammenhalt. Im gemeinsamen Tun- seien es die Vorbereitungen oder das eigentliche Event, entsteht eine Verbindung, die sich nicht mit Worten herbeiführen lässt. Da gibt es Jugendliche, die eine Schnitzeljagd vorbereiten, obwohl sie viel zu cool und viel zu alt dafür sind, andere packt im Spiel der Übereifer und sie schleppen ganze Bäume als Aufgabe bei der Schnitzeljagd aus dem Wald oder tragen einen Mitarbeiter Huckepack durch einen Parcours; es gibt Kollegen, die von Zuhause ihre Kartoffelforke mitbringen, andere, die ihren Onkel fragen, wie genau man diese Kartoffeln zubereitet und was für Holz man nimmt; dann wieder welche die gekonnt die Kartoffeln aus dem Feuer holen usw. Jeder trägt auf seine Weise dazu bei, dass es ein schöner Tag wird und genau das ist vielleicht unsere ganz eigene Kartoffelbraten-Tradition.


Wenn eine Jugendliche dich mit strahlenden Augen ansieht, während sie gold-gelb geröstete Marshmellows isst und „das ist das Leckerste, was ich je gegessen habe“ sagt, dann ist genau das „Unsers“. Das hat rein gar nichts mit Kartoffelbraten zu tun und gleichzeitig ganz viel.