Teil 1. der Serie „Teams und Einrichtungen im Sozialwerk Sauerland“

Das Haus Sonnenhof ist eine dezentral organisierte koedukative Wohngruppe, die Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsene ab dem 6. Lebensjahr mittel- und langfristig einen neuen Lebensmittelpunkt bietet. Es stehen sieben Einzelzimmer für die jungen Menschen zur Verfügung, zwei weitere Plätze befinden sich im innerhäuslichen Verselbständigungsbereich.

Die Wohngruppe wurde 1976 als Kinderkleinstheim nach mehrjähriger Vorbereitungszeit von Frau Erika Müller-Geyer gegründet. Damit ist das Haus die älteste Einrichtung des Sozialwerks und damit die Keimzelle. 

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Haus Sonnenhof in den 1980er-Jahren

Die ausgebildete Sozialpädagogin Frau Müller-Geyer widmete sich nach ihrer erfolgreichen unternehmerischen Laufbahn der Förderung innovativer pädagogischer Modelle und brachte sich in die Arbeit des Hauses ein. Sie wohnte selbst bis 1982 in einer Wohnung innerhalb des Gebäudes. Einer der Gründe für ihr Engagement war das Schicksal ihres eigenen Vaters, der ein anerkannter Verfolgter des Nazi-Regimes war und seine Tochter entgegen des damaligen Zeitgeistes nach den Wertvorstellungen Pestalozzis und Fröbels erzogen hatte und ausbilden ließ.

Die Wohngruppe befindet sich seit 48 Jahren in einem Haus in Olsberg, dass mitten in der Einfamilienhaussiedlung in Olsberg-Gierskopp in wunderschöner Hanglage liegt. Das Haus war früher eine Pension und ist deshalb großzügig für die Zwecke als Wohngruppe ausgestattet.

Um die Arbeit der Wohngruppe zu beschreiben, eignet sich wohl gut eine Selbstbeschreibung des Teams im Rahmen einer Stellenausschreibung im Jahr 2022:

"Wir sind eine Wohngruppe der stationären Hilfen zur Erziehung, die Kindern und Jugendlichen ein Zuhause bietet, sie mit viel Wertschätzung, Herz und hoher Fachlichkeit auf ihrem Lebensweg begleitet und in der jeder Bewohner und Mitarbeiter zählt."

Besonders herauszuheben ist die durchgängig lange Verweildauer der Kinder und Jugendlichen, die zu den höchsten im ganzen Trägerverbund zählt. Entwicklung braucht Zeit und Beständigkeit, weshalb sich die Mitarbeiter*innen im Haus Sonnenhof diesen Attributen besonders verpflichtet fühlen.

Die Wohngruppe offeriert ein differenziertes Erziehungsangebot mit den Schwerpunkten einer intensiven Begleitung und Förderung im öffentlichen Bildungsbereich, sowie der Förderung der Sozialkompetenz. Das Team des Hauses arbeitet wertschätzend und vertrauensvoll im Bereich der Beziehungsarbeit nach der Bindungstheorie von John Bowlby und Mary Ainsworth. Weitere Grundpfeiler der täglichen Arbeit lassen sich auf die aktuellen traumapädagogische Standards zurückführen. Ziel ist es den jungen Menschen mit möglichst vielen familienanalogen Elementen individuell eine familienähnliche Atmosphäre anzubieten. Infolgedessen findet eine intensive Kooperation mit dem Herkunftssystem statt.

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Das Team der Wohngruppe im Jahr 2024 

Das Team der Wohngruppe stand in einem kleinen Interview Rede und Antwort:

Was ist Haus Sonnenhof?

David: Ein Zuhause für Kinder und Jugendliche.
Sabrina: Definitiv auch ein zweites Zuhause für uns Fachkräfte.
Indra: Man wird hier sehr herzlich aufgenommen, egal ob Kind oder Erwachsene.
Daniel: Ein gewöhnliches Haus in einer gewöhnlichen Umgebung mit einem besonderen Familienkonzept.

Was unterscheidet euch von anderen Wohngruppen, was macht euch besonders?

Jessica: Unser familienbezogenes Arbeiten.
Sabrina: Das Kollegium und unser Team-Spirit.
Daniel: Es fühlt sich nicht nach Arbeit an, es ist Teil meines Lebens.
Meral: Hier sind alle auf Augenhöhe.
Indra: Unsere Spezialisierung ist der hohe Alltagsbezug.
David: Bei uns kann man sein wie man ist, egal welche Special-Effects man mitbringt.
Daniel: Und die Ehrlichkeit hält uns hier über Wasser.
Daniela: Bei uns hängen nicht überall Regeln und Gebote herum.
Daniel: Letztendlich verbindet uns auch der Humor.

Gibt es irgendwelche lustigen Anekdoten, die ihr mit dem Haus verbindet?

Daniel: Ich war vorletztes Jahr mit der ganzen Gruppe auf der Montgolfiade in Warstein. Es war spät und wir haben das Feuerwerk genossen. Als wir nach Hause wollten, haben wir gemerkt, dass wir uns mit dem Bulli auf der matschigen Wiese festgefahren haben. Es sind alle ausgestiegen und haben den Bulli angeschoben, unabhängig von Geschlecht und teuren Sneakern. Das war der Teamgeist, der uns zum Glück um Mitternacht zuhause sein ließ. Am nächsten Tag wurde die Geschichte stolz Jedem erzählt.
Sabrina: Wenn ich mit den Kindern draußen vor dem Haus spiele oder Zeit verbringe und hier Fremde vorbeifahren, halten sie ganz oft an und fragen, ob wir eine Pension sind und Zimmer zu vermieten haben.

David, du bist ja hier der Dinosaurier. Was hat sich seit 2005 verändert?

David: Voll viel. Zum Guten hin, dass wir viel mehr auf Augenhöhe mit den Kindern arbeiten und enger mit den Familien und Kindern kooperieren. Das Autoritäre und Strenge ist weitgehend verschwunden. Und wir sind vielfältiger und offener geworden und mit der Zeit gegangen.

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Die Motto-Wand im Haus 

Sabrina, was war dein absolutes Highlight in der Arbeit im Haus Sonnenhof?

Das ich nach vielen Jahren wieder im Sonnenhof arbeiten konnte. Und wie ich damals hier integriert wurde. Ich habe Praktika und mein Anerkennungsjahr im Sonnenhof gemacht, und war danach für einige Jahre in anderen Beschäftigungen und im Studium. Dann habe ich irgendwann in der Zeitung die Stellenanzeige gelesen und habe sofort eine Bewerbung eingereicht und bin zum Glück zum Zuge gekommen.

Daniel, wo siehst du Haus Sonnenhof im fünf Jahren?

Daniel: Da wir uns nicht scheuen innovativ zu sein und Sachen anders zu machen, ganz nah an den Bedarfen der Kinder und Jugendlichen in fünf Jahren. Ich weiß nicht in welche Richtung das gehen wird, aber wir werden uns anpassen. Ich glaube in fünf Jahren wird sich viel verändert haben, aber der Kern und die Essenz wird die Gleiche sein.

Indra, du bist die Frischeste hier. Wie hast du dich nach deinem ersten Dienst gefühlt?

Indra: Total ausgelassen und glücklich. Dadurch, dass ich mich in meinem vorherigen Job nicht mehr wohlgefühlt habe, war das eine sehr heilsame Erfahrung. Das Gefühl danach hat absolut gestimmt und gepasst.

Christina, du bist die Auszubildende im Haus Sonnenhof. Was hast du als erstes gelernt?

Christina: Ich habe noch nie mit Kindern gearbeitet und hatte Sorge, ob ich überhaupt ernst genommen werde. Die Angst wurde mir genommen und ich habe viele gute Erfahrungen gemacht. Ich musste erst lernen, dass ich ein Vorbild sein kann und mich in die Rolle als Pädagogin einfügen muss.

Daniela, was war deine größte Herausforderung in der Arbeit im Haus Sonnenhof?

Daniela: Eigentlich gab es keine Herausforderungen, da immer ein super Team hinter mir stand und mich unterstützt. Ich weiß, dass ich mich auf das Team und meine Kolleginnen und Kollegen verlassen kann.

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Das "Schwarze Brett" der Wohngruppe 

Jessica, warum bist du nach einer längeren Pause wieder beim Sozialwerk gelandet?

Jessica: Weil ich nur beim Sozialwerk die Bedingungen finden konnte, die ich für mich brauche. Das Sozialwerk und das Team im Sonnenhof ermöglichen mir als junge Mutter die Flexibilität und Sicherheit, die ich brauche. Für Mütter ist es sonst sehr schwierig den Beruf in der Jugendhilfe überhaupt noch auszuüben. Beim Sozialwerk gelingt das, was ich sehr positiv finde.

Was sagen eure Kinder über euch als Team?

Jessica: Ein Kind sagte mir mal nach einem schlechten Zeugnis, dass sie weiß, dass das Team immer für gute Lösungen sorgt und nicht nur Ärger macht.
Daniel: Meistens sagen die nicht viel, sondern sie machen. Als ich zum Beispiel mal krank war, brachten die Kinder mir ein kleines Care-Paket. Die Kinder denken auch an uns.
Sabrina: Die Kinder unterstützen sich auch oft gegenseitig und setzen sich sogar Grenzen. Sie tragen unseren Team-Spirit mit.

Wie sieht es mit der Nachbarschaft aus, wie lebt ihr in der Nachbarschaft?

Jessica: Wir sind mit Team und Kindern voll in die Nachbarschaft integriert.
David: Man hilft sich gegenseitig, im Sommer und Winter.
Daniel: Es gibt viele Freundschaften unserer Kinder mit Nachbarschaftskindern. Es ist kaum ein Thema, das wir keine gewöhnliche Familie sind, sondern eine Wohngruppe. Im Prinzip werden wir als normale Nachbarn gesehen und behandelt. Die Nachbarn wissen, dass Wohngruppe nicht negativ oder belastend ist.
Sabrina: Wir werden zu allen Festen und Feiern eingeladen und nehmen gerne daran teil.

Info & Kontakt

Haus Sonnenhof
Lingelscheid 18
59939 Olsberg
Telefon: 02962 2904
Telefax: 02962 6185
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Belegungsanfragen

Stefanie Brand
Bereichsleitung Wohngruppen
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Telefon: 02962 - 979 11 19
Mobil: 0151 - 726 98 664

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