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Man könnte meinen, die Teens aus dem Haus Sonnenhang (13+ Jahre) hätten auf so ein „Spektakel“ wie Eierfärben oder Nester basteln keine Lust. Doch erfahrungsgemäß ist genau das Gegenteil der Fall. Zwar schauen viele Jugendliche zu Beginn der alljährlichen Osteraktion noch mit skeptischem Blick oder einem Anflug von Desinteresse – doch dieser Eindruck verflüchtigt sich meist schon nach kurzer Zeit. Sobald die ersten Farben aufgetragen, die ersten Nester gefüllt und kreative Ideen geteilt werden, entsteht etwas, das über das bloße Basteln weit hinausgeht.

Denn im pädagogischen Alltag der stationären Jugendhilfe spielen Feste und Rituale eine wichtige Rolle. Sie geben Orientierung, strukturieren das Jahr und schaffen Anlässe für Gemeinschaft, Zugehörigkeit und Beziehungserfahrung – alles zentrale Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen, die oftmals belastende Biografien mitbringen. Gerade Ostern bietet in diesem Kontext eine niedrigschwellige Möglichkeit, positive Erfahrungen zu machen, Selbstwirksamkeit zu erleben und sich in einem sicheren Rahmen kreativ auszudrücken.

Mit Motivation, Engagement und Leidenschaft werden die Jugendlichen behutsam dazu eingeladen, sich zu beteiligen – ohne Zwang, aber mit echtem Interesse seitens der Fachkräfte. Dabei steht die Gestaltung der Eier oder das Basteln der Nester nicht als Selbstzweck im Vordergrund. Vielmehr geht es um das Miteinander, um Gespräche und das Entstehen von verbindenden Momenten. Die Jugendlichen kommen miteinander ins Gespräch, tauschen sich aus, erzählen Geschichten aus ihrer Kindheit – sofern solche Erinnerungen vorhanden sind – oder berichten, dass sie noch nie in ihrem Leben ein Ei gefärbt haben.

Nicht selten entstehen kleine Kunstwerke: Eier werden thematisch gestaltet oder ganz schlicht „wie früher“ mit klassischen Farbbädern verziert. Diese scheinbar einfachen Aktivitäten ermöglichen intensive pädagogische Prozesse. Sie fördern Kreativität, Feinmotorik, Konzentration und eröffnen gleichzeitig Räume für Beziehung und Vertrauen. In der sozialpädagogischen Arbeit sind es oft genau diese scheinbar kleinen Dinge, die eine große Wirkung entfalten.

Am Ende des Tages gibt es ein sichtbares Ergebnis: eine Horde bunter Eier, selbst gestaltete Osternester, zufriedene Gesichter, ein Tisch voller Leckereien – und das Gefühl, gemeinsam „etwas geschafft“ zu haben. Für viele Jugendliche ist das mehr als ein Bastelnachmittag – es ist ein Stück Kindheit, das nachgeholt wird. Ein Moment der Leichtigkeit, der in Erinnerung bleibt. (jl)